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Busy days

Erntezeit. Lange mussten wir in diesem Jahr auf die erste Grasernte warten. Fast einen Monat später als normal, haben wir nun endlich das Wetter, was man für eine gute Grasernte braucht. Beständig warme Tage und Sonne. Nun konnte das Gras gaaanz lang wachsen, das heißt, es ist schon recht alt und steht in der Blüte. Dieser Zeitpunkt ist für die Ernte von Grassilage nicht optimal. Das Gras verliert an Energie und hat viel Faser. Es gibt für die Kühe dann also weniger Input, dafür aber viel zu kauen. Positiv ist an dieser Situation, dass die Natur die Flächen in diesem Jahr also lange für sich hatte. Viele Vögel werden es uns danken.

In punkto Futterqualität kommt uns zu Gute, dass wir auch noch Kleegrasflächen beernten können. Bestes Futter, was uns dieses Jahr sehr viel Masse bringt. Nach futterarmen Jahren ein Segen! Kleegras ist für unsere Tiere ein proteinreiches und sehr schmackhaftes Futtermittel.  

 

Nun zu den Anfangsschwierigkeiten bei der Ernte.

 

Unser Silierwagen hatte keine Lust. Am Sonntag, als wir nach dem Mähen mit der Ernte beginnen wollten, war ständig was kaputt. Also verbrachte unsere Mutter den Tag auf der Autobahn um Ersatzteile zu besorgen. Am Montag ging das Spiel wieder von vorne los. Das Problem war auch, dass natürlich alle Landwirte ernten wollten, deshalb war auch kein Ersatz zu kriegen... Normalerweise helfen wir uns unter Berufskollegen nämlich gerne aus. Irgendwann hatten wir dann den Silierwagen wieder einsatzbereit und nun rollt er Tag und Nacht. Je länger das Erntegut nämlich auf der Fläche liegt, verschlechtert sich die Qualität. Das Gras verliert an Zucker und damit an Energie. Es lässt sich unter Umständen auch schlechter Silieren. Gutes Anwalzen mit einem schweren Trecker auf dem Silo ist deshalb wichtig, um den Sauerstoff raus zu bekommen und es schließlich Luftdicht abzuschließen. Unter normalen Bedingungen lassen wir das Gras nach dem Mähen je nach Wetterlage einen halben Tag bis zu einem Tag auf der Fläche liegen. Das nennt man Anwelken. Das heißt, das Gras trocknet etwas, aber nicht komplett. Dadurch erhöht sich der Zuckergehalt und die Buttersäurebakterien werden in ihrer Aktivität gehemmt. Die mögen Trockenheit nämlich nicht. Und Buttersäure wollen wir in der Silage nicht. Wir wollen Milchsäure! Aber auch geringe Mengen Essigsäure entstehen bei der Silierung. Also im Prinzip wie Sauerkraut. Wir legen das Gras sauer ein...

Deshalb heißt es Nachtschicht, damit wir die Qualität erhalten bzw. retten. Steffen fährt Nachts, Nico tagsüber... Mit dem Silierwagen wird das Gras aufgesammelt und zur Siloplatte gebracht. Dort wird es auf einem Haufen verteilt und festgewalzt. Am Tag mit der vollen Mann-/Frauschaft und Nachts springt Steffen immer von einem zum anderen Trecker. Nico und Steffen wechseln sich ab, sodass jeder seine nötige Tüte Schlaf bekommt. Es sind lange Tage, die unseren Leuten alles abverlangen. Denn das alles kommt zur täglichen Routine dazu. Das erfordert Teamwork und zwischendrin mal die eine oder andere Eispause. Zum Ende des Tages gibt es dann meistens noch ein Erntebierchen... Aber so anstrengend es auch ist, wir fiebern trotzdem wieder jeder Ernte entgegen. Denn es hat dieses besondere Etwas. Es ist der Verdienst der Arbeit, der Pflege der Kulturen. Jedem Landwirt kribbelt es in den Fingern, wenn wieder soweit ist. Und wenn man dann aber dabei ist, reicht es nach einiger Zeit auch wieder. Aber psst.... Das darf man nicht laut sagen!😉💚